Vom Barock bis ins Paradies - ein bunter Orgelabend

Wenn mehr Besucher im Chor vorne sitzen, als im restlichen Kirchenraum, dann muss etwas Besonderes auf der Empore los sein. Und das war tatsächlich der Fall.
Vom Barock bis ins Paradies - die drei Organistinnen Kathrin Leiva, Regula Reichen und Bettina Seeliger mit dem Organisten Jürg Käser hatten einen bunten Orgelabend vorbereitet. Hauptperson an diesem Abend war aber die Orgel selber. Die von Armin Hauser Kleindöttingen 2006 gebaute Orgel französisch-romantischer Prägung, in der Tradtion des französischen Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll (1811-1899).
Mit "Grand plein Jeu" und "Duo" zwei Corrette Werke des französischen Barocks wurde der Abend eröffnet. Gefolgt von zwei Werken von Jean-François Dandrieu. Werke von Léon Boëllmann und Felix Mendelsohn repräsentierten die französische Romantik.
Während der Pause wurde in Orgel in zwei kurzen Führungen vorgestellt. Ein Blick in das Innere der Orgel beeindruckte. In der Pause überraschten vier Alphörner (gespielt von Max Sommer, René Hüsser , Elisabeth Röthlisberger und Ueli Lanz) die Besucherinnen und Besucher mit ihrem Spiel neben der Kirche. Scheinbar spontan wurden die Spielenden eingeladen, doch in der Kirche zu spielen. Was für eine Überraschung als diese "spontan" zusagten und was für ein Schrecken, als die Stühle aus dem Chor verschwunden war.
"E Freudetag" - ein von Max Sommer komponiertes Stück im Zusammenspiel mit der Orgel war von den vier gespielten Stücken zweifellos das ergreifendste. Wurde dieses doch vor 20 Jahren in der Kirche Uraufgeführt. Mit den Alphörnern war der Bogen zum volkstümlichen Teil geschlagen. Ja - auch das auf einer Orgel möglich. Stücke von Glauser, Röösli und Lavarini wurden mit Sopran- bzw. Altblockflöte dargeboten.
Jürg Käser irritierte als irrtümlich in die Kirche geratenen Touristen, der auf die Empore ging und der Orgel die verschiedensten Rock- und Popklänge entlockte. Gleichzeitig wurden den Konzertbesucherinnen und -Besuchern die verschiedenen Organistinnen-Typen vorgestellt: der melancholische, der deprimierte, verträumte und moderne Organist. Höchst interessant und in Zukunft ein Grund sich je nach Stück nach der Empore umzudrehen.
Der Abschluss bildete geradezu eine Kunst-Performance. "Conquest of Paradies" - Die Eroberung des Paradieses - gespielt von allen im Wechsel und in wechselnden Zusammensetzungen auf dem Empore. Ein Cachon gab den Takt an und ein Triangel gab den Schlusston. Wahrlich ein gelungener Abend. Die Organistinnen bestimmten die Kollekte für das Projekt "Rettet die Orgen von Port-Sutz". Ein zwei Orgepfeifen dürften nun den Seeberger-Organistinnen und Organisten "gehören".
Text: Rolf Weber
Bilder: Stefan Raiser